Abschlusskonferenz der BMBF-Forschungsgruppe SALUS: Zwang in der Psychiatrie

10. Dezember 2024 von 10:00 bis 18:15 Uhr

11. Dezember 2024 von 9:00 bis 16:30 Uhr


VERANSTALTUNGSORT
Beckmanns Hof (Raum Shanghai)
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
44801 Bochum

Informationen zur Anfahrt werden wir Ihnen nach der Anmeldung zukommen lassen. Eine Online-Teilnahme ist möglich.

KOSTEN UND ANMELDUNG
Die Teilnahme ist sowohl in Präsenz als auch digital kostenfrei. Bitte melden Sie sich bis zum 15. Oktober 2024 für die Teilnahme an der Veranstaltung über folgenden Link an:

https://ww3.unipark.de/uc/SALUS/f964/

VERANSTALTER: BMBF-Forschungsgruppe SALUS

  • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin
    LWL-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
  • Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin
    Ruhr-Universität Bochum

Webseite: www.bochum-salus-project.de

Bei Rückfragen und für weitere Informationen melden Sie sich bitte per E-Mail bei Fee Roth unter: fee.roth@rub.de

Die Anmeldung ist für einen oder beide Tage möglich. Für beide Tage werden CME-Punkte bei der Landesärztekammer Westfalen-Lippe beantragt.

Zwang in der Psychiatrie im Spannungsfeld von Selbstbestimmung, gesundheitlichem Wohl und Sicherheit

REFERENT*INNEN
PATIANI BATCHATI
Verband binationaler Familien und
Partnerschaften, iaf e.V. Leipzig
Dr. TANIA GERGEL
Director of Research Bipolar UK & Honorary
Senior Research Fellow, Division of Psychiatry,
University College London and Cardiff University
Dr. med. SOPHIE HIRSCH Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm, Versorgungsforschung Weissenau & ZfP Südwürtetemberg, Abteilung Biberach für Psychiatrie und Psychotherapie Prof. Dr. med. GEORG JUCKEL
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Präventivmedizin, LWL-Universitätsklinikum,
Ruhr-Universität Bochum
ELKE KNAPPMANN
Landesverband Nordrhein-Westfalen der
Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V.
MATTHIAS KOLLER
Vorsitzender Richter am Landgericht Göttingen
a. D., Vorsitzender der Besuchskommission für
den Maßregelvollzug
SIMON KURZHALS
Oberarzt Kliniken Essen Mitte, Klinik für
Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und
Suchtmedizin und Podcasthost Klinisch Relevant
EIKE LEIDGENS
Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
ANNETTE LOER
Betreuungsrichterin, Amtsgericht Hannover.
Stellvertretende Vorsitzende des
Betreuungsgerichtstages MARGRET OSTERFELD
Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von
SALUS
Prof. Dr. med. habil. Dipl.-Psych. STEFAN PRIEBE, FRCPsych
Honorary Professor, Centre for Mental Health
Research, City, University of London & Senior
Professor für Public Mental Health, Universität
Hamburg
NENEH ROSALÍA QUADFLIEG
Doktorandin an der Klinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und Präventivmedizin, LWLUniversitätsklinikum,
Ruhr-Universität Bochum
Priv.-Doz. Dr. med. KATRIN RADENBACH
Klinik für Alterspsychiatrie, Ökumenisches
Hainich Klinikum, Mühlhausen
Prof. Dr. NICOLE SPRAFKE
Professorin für Psychologie und Training sozialer
Kompetenzen, Hochschule für Polizei und
öffentliche Verwaltung NRW, Gelsenkirchen
NADJA STEHLIN
Betroffenenvertreterin und 1. stellvertretende
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für
Bipolare Störungen e.V. (DGBS), Peine
KATRIN STEINBERG
Diplom Sozialarbeiterin (FH) / Diplom-
Sozialpädagogin (FH) / Psychiatriekoordination &
Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft zur
Planung und Koordinierung der psychosozialen
Einrichtungen, Gesundheitsamt der Stadt Essen
Prof. Dr. med. TILMAN STEINERT
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der
Universität Ulm
ALVA TRÄBERT
LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e.V., Köln &
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der
Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und
Folteropfer e.V., Berlin
Prof. Dr. med. Dr. phil. JOCHEN VOLLMANN
Institut für Medizinische Ethik und Geschichte
der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
HEIDEMARIE WALDSTÄDT
Ehemals KLuW e. V., Dortmund
Dr. med. MARTIN ZINKLER
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Klinikum Bremen-Ost, Gesundheit Nord gGmbH
(Ehemalige) Mitglieder der BMBF-Forschungsgruppe SALUS
Esther Braun, Jona Carlet, Simone Efkemann,
Mirjam Faissner, Jakov Gather,
Christin Hempeler, Sarah Potthoff, Fee Roth,
Matthé Scholten, Anna Werning
Mitglieder des Angehörigen- und Betroffenenbeirats der BMBF-Forschungsgruppe SALUS
Iris Haferkemper, Imke Heuer, Ursula Lux,
Sylvia Spiegel, Christina Stefaniak,
Madeleine Thesing

10. DEZEMBER 2024

10:00 – 10:15 Uhr
Begrüßung
Jakov Gather

10:15 – 10:45 Uhr
Vortrag: Zwangsmaßnahmen und die Psychodynamik der Professionellen
Georg Juckel

10:45 – 12:15 Uhr
SESSION 1: „Freiwillig in Anführungszeichen“ – PsychologischerDruck und informeller Zwang in der Psychiatrie

Professionelle in der Psychiatrie und Angehörige wenden verschiedene Strategien an, um Menschen mit psychischen Erkrankungen zur
Zustimmung zu einer empfohlenen psychiatrischen Behandlung zu motivieren. Wie erleben die Beteiligten diese Strategien und wie bewerten sie diese? In dieser Session werden Ergebnisse aus den zu diesem Thema durchgeführten Studien mit Betroffenen, Angehörigen und Professionellen vorgestellt und mit Vertreter*innen der jeweiligen Gruppen diskutiert. – Matthé Scholten: Einführung und Vorstellung der Konzepte „psychologischer Druck“ und „informeller Zwang“
– Sarah Potthoff: Psychologischer Druck im psychiatrischen Setting: Ergebnisse aus zwei empirischen Studien mit Menschen mit Psychiatrie- und Zwangserfahrung und psychiatrischen Professionellen – Christin Hempeler: Behandlungsdruck im sozialen und häuslichen Umfeld – Ergebnisse aus einer Interviewstudie mit Angehörigen von Menschen mit Psychiatrieerfahrung
– Kommentare von Vertreter*innen der beteiligten Gruppen: Elke Knappmann, Simon Kurzhals und Margret Osterfeld

12:15 – 13:30 Uhr MITTAGSPAUSE

13:30 – 15:00 Uhr
SESSION 2: Zwang zum Wohl einer Person?

In der Psychiatrie kommt es unter bestimmten Voraussetzungen zu Situationen, in denen Personen, die sich selbst gefährden, gegen ihren
aktuell geäußerten Willen behandelt werden. Diese Session geht der Frage nach, ob sich derartige Behandlungen zum Wohl einer Person
rechtfertigen lassen. Dabei wird aus ethisch-philosophischer Perspektive sowie aus Betroffenensicht untersucht, was genau unter dem (gesundheitlichen) Wohl von Personen mit schweren psychischen Erkrankungen zu verstehen ist. – Esther Braun: Zwang zum Wohl einer Person? Das Konzept des schwachen Paternalismus
– Jona Carlet: Ein hybrides Konzept von gesundheitlichem Wohl
– Annette Loer: Selbstbestimmung statt Wohl im neuen Betreuungsrecht?
– Ursula Lux: Gesundheitliches Wohl und Recovery

15:15 – 16:45 Uhr
SESSION 3: Die Ordnungsfunktion der Psychiatrie – Anwendung von Zwang zur Sicherheit Dritter?

Im Rahmen der sog. Ordnungsfunktion kommt der Psychiatrie die Aufgabe zu, Gefahren für Dritte abzuwenden, und dabei unter bestimmten Voraussetzungen Zwang bei Menschen mit psychischen Erkrankungen anzuwenden.
Diese Ordnungsfunktion wird unter psychiatrischen Professionellen kontrovers diskutiert und es werden Forderungen laut, Aufgaben der Gefahrenabwehr bei Fremdgefährdung allein der Polizei und Justiz zu übertragen und innerhalb der Psychiatrie auf die Anwendung von Zwang zu verzichten. Diskussionsforum mit dem Auditorium und folgenden Diskutant*innen: Imke Heuer, Sophie Hirsch, Matthias Koller, Sylvia Spiegel, Nicole Sprafke, Katrin Steinberg und Martin Zinkler

16:45 – 17:15 Uhr
PAUSE

17:15 – 18:15 Uhr
Online-Vortrag: Psychiatrie ohne Zwang?

Stefan Priebe

11. Dezember 2024

9:00 – 10:30 Uhr
SESSION 4: Zwang und strukturelle Faktoren

Empirische Forschung deutet darauf hin, dass sich strukturelle Diskriminierung auch auf den Zugang und die Qualität der psychischen
Gesundheitsversorgung auswirken kann. Das Projekt INTERSECT, das in Kooperation mit der Forschungsgruppe SALUS durchgeführt wurde,
hat erstmals im deutschsprachigen Raum in einem partizipativen Design diskriminierende Praktiken in der psychischen Gesundheits-versorgung aus Sicht von Nutzerinnen, Mitarbeitenden und psychosozialen Beraterinnen untersucht und Maßnahmen für eine diskriminierungsarme Praxis entwickelt.
– Mirjam Faissner: Einführung in das Thema
– Patiani Batchati und Neneh Rosalía Quadflieg: Einblicke in die Forschungsergebnisse aus INTERSECT
– Mirjam Faissner: Struktureller Rassismus und Zwangsmaßnahmen bei Fremdgefährdung
– Alva Träbert: Diskriminierung queerer Menschen in der Psychiatrie
– Eike Leidgens: Psychiatrie und die Versorgung Geflüchteter

10:45 – 12:15 Uhr
SESSION 5: Prävention von Zwang – Patientenverfügungen und Behandlungsvereinbarungen

In Patientenverfügungen und Behandlungsvereinbarungen können Menschen mit psychischen Erkrankungen Behandlungspräferenzen für zukünftige Krisensituationen festlegen. Um die Implementierung der gesundheitlichen Vorausplanung im psychiatrischen Bereich zu
verbessern, hat die Forschungsgruppe SALUS systematische Übersichtsarbeiten, empirische Studien sowie eine Vorlage für eine
psychiatrische Patientenverfügung erarbeitet. – Jochen Vollmann: Einführung in das Konzept der gesundheitlichen Vorausplanung
– Jakov Gather: Einstellungen von Stakeholdern zu Patientenverfügungen und Behandlungsvereinbarungen in der Psychiatrie
– Matthé Scholten: Vorstellung der SALUS-Vorlage für eine psychiatrische Patientenverfügung – Kommentare von Stakeholdern:
Katrin Radenbach, Nadja Stehlin, Heidemarie Waldstädt

12:15 – 13:30 Uhr
MITTAGSPAUSE

13:30 – 15:00 Uhr
SESSION 6: Partizipative Forschung – Einblicke in die Arbeit des SALUS – Betroffenen und Angehörigen-Beirats

Seit Ende 2021 gehört ein Betroffenen- und Angehörigenbeirat zur Forschungsgruppe SALUS, welcher diese inhaltlich berät und in vielfältigen Formen an einzelnen Forschungsprojekten aktiv mitwirkt. In dieser Session werden die unterschiedlichen Arbeitsmodi des Beirats
beleuchtet und die gemeinsame Zusammenarbeit reflektiert. – Mirjam Faissner, Jakov Gather, Christina Stefaniak und Anna Werning: Einführung in das Thema und die Entwicklung des SALUS-Beirats
– Simone Efkemann, Iris Haferkemper, Imke Heuer, Ursula Lux, Sarah Potthof, Matthé Scholten, Sylvia Spiegel, Madeleine Thesig:
Chancen und Herausforderungen der Beiratsarbeit: Kurzstatements von SALUS Beiratsmitgliedern und SALUS-Forschenden

15:15 – 16:15 Uhr
Vortrag (mit Simultan-Übersetzung ins Deutsche): Self-binding directives – evaluating recent advances, remaining challenges, and the need to incorporate lived experience

Tania Gergel

16:15 – 16:30 Uhr
Verabschiedung und Ausblick

Jakov Gather