GESCHICHTE DES ZENTRUMS FÜR MEDIZINISCHE ETHIK BOCHUM E.V.
Die Geschäftsstelle des ZME wurde geschlossen und kann daher keine Anfragen mehr beantworten.
Das Zentrum für Medizinische Ethik (ZME) wurde 1986 von Professoren der Ruhr-Universität Bochum gegründet. Die Überlegungen, der Diskussion medizinethischer Fragen ein Forum zu geben, sie zu intensivieren und damit zugleich neue Anstöße auszulösen, gehen in Bochum auf das Jahr 1985 zurück. Der Sozialmediziner Herbert Viefhues, der Philosoph Hans-Martin Sass und der Pädiater und Medizinhistoriker Erich Püschel ergriffen die Initiative, Interessenten aus verschiedenen Fakultäten, besonders aber aus der Medizinischen Fakultät für dieses Vorhaben zu gewinnen. Diese Gespräche begannen im Sommersemester 1985. Um eine möglichst vollständige Unabhängigkeit von Institutionen und Gremien zu gewährleisten, wurde kein Fakultäts-Übergreifendes Institut und auch nicht die Form des “an-Institutes”, sondern die des eingetragenen Vereins gewählt.
Die eigentliche Gründungsversammlung fand am 24. Juni 1986 statt. Als wesentliche Motive für die Gründung wurde ausgeführt, dass die großen und unaufhaltsamen Fortschritte der Technik die Frage nach dem Gegensatz von technischem Können und moralischem Sollen immer intensiver und jeweils neu aufwirft. Besonders in der Medizin reichen die überkommenen standesethischen Gesichtspunkte nicht mehr aus, um die durch neue Techniken und diagnostische wie therapeutische Möglichkeiten entstehenden Probleme und Konflikte befriedigend und überzeugend zu lösen und neue Handlungsanleitungen zu erarbeiten. Gerade vom Arzt werde in zunehmendem Maße die Fähigkeit gefordert, Argumentationen zu und Regelungen auch und gerade für Wertfragen leisten zu können. Die Erarbeitung eigener ethischer Maxime sollte der wachsenden Tendenz entgegenwirken, ärztliches Handeln und medizinische Forschung verordnungstechnisch zu regeln. Die öffentliche gesellschaftliche Diskussion bedürfe der fachkompetenten Ergänzung.
Die Aufgaben des ZME lagen in den Bereichen Forschung, Lehre, Publikation und Dokumentation in der angewandten und biomedizinischen Ethik. Interdisziplinäre und internationale Fragestellungen sowie die Entwicklung konkreter Hilfsmittel für Forschung, Klinik und Praxis bildeten einen besonderen Schwerpunkt.
Forschungsschwerpunkte waren ethische Güterabwägungen in konkreten Anwendungsbezügen von Praxis, Klinik, Forschung und Gesetzgebung. Als eine der ersten Instrumente im deutschsprachigen Raum wurde unter Federführung von Prof. Hans-Martin Sass der Bochumer Arbeitsbogen zur medizinethischen Praxis, als eine anwenderorientierte Checkliste für die klinisch- ethische Einzelfalldiagnose entwickelt. Der Arbeitsbogen wurde in 8 Sprachen übersetzt.
Die Reihe “Medizinethische Materialien” war in der Bundesrepublik einer der ersten Informationsträger für den Aufbau und die Entwicklung biomedizinischer Ethik. Seit 1987 erschienen 195 Publikationen zu unterschiedlichen medizinethischen Themen.
Weitere Informationen zur Geschichte des ZME erhalten Sie in den Jubiläumspublikationen:
- Heft 189: Vollmann, Jochen (Hg.); Kohnen, Tanja; Stotz, Tatjana (Mitarbeit): Freie Selbstbestimmung am Lebensende? 25 Jahre Zentrum für Medizinische Ethik Bochum 1986 – 2011
- Heft 170: Brenscheidt, Juliane; May, Arnd T.; May, Burkard; Kohnen, Tanja; Roovers, Anna; Sass, Hans-Martin: Zentrum für Medizinische Ethik Bochum 1986 – 2006
- Heft 100: Klaus V. Hinrichsen, Hans-Martin Sass: 10 Jahre Zentrum für Medizinische Ethik. Juni 1996
Damit gehörte das Zentrum für Medizinische Ethik Bochum e.V. zu einen der ersten interdisziplinären Institutionen der Medizinethik im deutschsprachigen Raum. Es hat das neue Forschungsfeld und die Institutionalisierung der Medizinethik in Deutschland und besonders an der Ruhr-Universität Bochum nachhaltig geprägt und seine Aufgabe erfüllt.